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Ehrliche Antworten vs. Gute PR

Heute bin ich über ein Interview in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung gestolpert. Und prompt wurde ich in einen inneren Diskurs gestürzt, über den ewigen Kampf zwischen Ehrlichkeit und guter PR.

Befragt wurde der Autor Henning Ahrens zu seinem neuen Buch. Im Provinzlexikon wird das Provinzielle von A bis Z in Schlagwörtern aufgelistet und erläutert. Könnte interessant sein, dachte ich mir. Bis ich die erste Antwort von Ahrens las.

Aus dem Interview (das ich bis jetzt leider nicht im Netz gefunden habe, sonst würde ich verlinken):

Frage: Herr Ahrens, es gibt das „Lexikon der bedrohten Wörter“ und das „Lexikon der verschwundenen Dinge“. Sie haben jetzt ein „Provinzlexikon“ geschrieben. Greifen Sie damit nur ein Genre auf – oder ist die Provinz erklärungsbedürftig.

Antwort: Das Lexikon war nicht meine Idee, sondern eine Auftragsarbeit. (…)

Ich kann mir richtig vorstellen, wie der Journalistin bei dieser Antwort die Spucke weggeblieben ist. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man in so einer Situation eigentlich das ganze Interview vergessen kann. Und dabei war die erste Frage intelligent gestellt und lässt viel Raum für spannende Antworten. Nun gut, Augen zu und durch, muss sich die Journalistin gedacht haben. Doch es wurde wohl nicht besser. Zumindest deutet dieses zweite Frage/Antwortspiel darauf hin:

Frage: In Ihrer Kurzbiografie auf Klappentexten heißt es regelmäßig, Sie seien Sohn eines Landwirts und lebten jetzt wieder auf dem Land. Kokettieren Sie mit Ihrer Herkunft und Ihrem Wohnort?

Antwort: Nein, sicher nicht. Aber die Biografie ist flexibel, wie man weiß. Ich habe den biografischen Hinweis aus gegebenen Anlass auf meine Herkunft hinfrisiert, sozusagen als Ausweis meiner „Kompetenz“.

Also, grundsätzlich ist ja Ehrlichkeit nicht zu unterschätzen. Aber so viel davon am Morgen lässt einem echt den Kaffee kalt werden. Hätte es Ahrens nicht dabei belassen können, ein wenig über die Provinz zu lästern und ansonsten sein Buch zu verkaufen? Das Provinz-Thema ist ja grundsätzlich sehr spannend. Und das Buch muss auch nicht schlecht geschrieben sein. Aber gute PR sieht anders aus. (ftx)

Über den Autor Henning Zander

Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger

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