Das Gründerinterview mit Jan Schütz von ooohne
Jan Schütz und Carolin Möllenbeck sind die Gründer von ooohne. Das Startup hat ein Handspülmittel in Pulverform entwickelt. Verpackt wird es in kleinen Pappkartons, das Plastik fällt weg. Und auch sonst sind die Inhalte von ooohne nachhaltig. Ein Gespräch mit Neues aus der Aktentasche über den Nutzen von Crowdfunding, Kundenfeedback und die Vorteile, nicht alles selbst zu machen.
ooohne – dein nachhaltiges Hand-Spülmittel from Jan Schütz on Vimeo.
Herr Schütz, Sie und Ihre Mitgründerin Carolin Möllenbeck haben ein Handspülmittel entwickelt, das als Pulver gekauft und dann in einem Spender mit Wasser angemischt wird. Wie sind Sie auf die Idee für Ihr Produkt „ooohne“ gekommen?
Caro und ich suchen bei den allermeisten Produkten immer erst die nachhaltigere Variante. Bei Zitronen sind das die Bio-Zitronen, bei Gurken sind das die ohne Verpackung. Bei Spülmittel ist Nachhaltigkeit schwierig, weil da immer eine Plastikverpackung außen rum ist. Wir haben uns gefragt, ob das nicht anders geht. Ich habe recherchiert und da ist mir aufgefallen, dass eigentlich nur 20 Prozent des Inhalts tatsächlich Spülmittel ist. 80 Prozent ist Wasser. Wenn man darauf verzichten könnte, könnte man sich die Plastikverpackung sparen.
Wie haben Sie sich als Team gefunden? Sie haben vorher in einer Unternehmensberatung gearbeitet und Frau Möllenbeck in einer Kontrollstelle für Bio-Lebensmittel.
Wir haben uns auf einem Gründerworkshop der Stiftung Entrepreneurship getroffen. In diesem Workshop haben die Teilnehmer ihre Ideen vorgestellt und lustigerweise hatten Caro und ich dieselbe Idee. Das war in der Situation erst einmal seltsam. Aber dann haben wir uns überlegt, ob es nicht sinnvoll ist, sich zusammen zu tun. Carolin als Expertin für Nachhaltigkeit und ich für Vertrieb und Finanzen.
Wie sind Sie bei der Entwicklung vorgegangen? Haben Sie selbst mit verschiedenen Rezepten experimentiert?
Am Anfang hatten wir keine Idee, wie das alles funktionieren könnte. Wir haben uns deshalb an eine chemische Beratung gewandt. Die sollte die Machbarkeit bewerten. Es ging uns ja nicht nur um das Wasser. Auch die sonstigen Inhaltsstoffe sollten nachhaltig sein, also zum Beispiel kein Minerallöl oder Mikroplastik enthalten. Die Beratung hat uns die Anforderungen an das Rezept definiert. Mit diesen Anforderungen sind wir dann zu verschiedenen Herstellern gegangen und haben gefragt, ob sie das so umsetzen können.
War es schwierig, Hersteller zu finden?
Es gibt tatsächlich viele Unternehmen in Deutschland, die Spül- und Waschmittel herstellen. Unsere Beratung hatte auch schon ein paar Unternehmen im Hinterkopf. Die haben wir dann abtelefoniert und sind auch auf Messen gefahren. Wir haben dann schließlich einen Partner gefunden, der dann das Rezept entwickelt hat. Allerdings war das Ergebnis nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir haben dann noch einmal den Hersteller gewechselt und sind nun nach zwei weiteren Durchgängen mit Änderungen bei dem aktuellen Produkt angelangt.
War es ein Hindernis, dass Sie nur mit geringen Mengen starten?
Wir hätten gedacht, dass das ein Problem werden könnte. Aber tatsächlich war es keins. In der ersten Fuhre werden wir eine Tonne Pulver abnehmen.
Hatten Sie Angst, dass Ihr Hersteller Ihre Idee gleich selbst umsetzt?
Nein, das sind ja ganz unterschiedliche Geschäftsmodelle. Rein technisch wäre das möglich gewesen, aber dann müsste der Hersteller ja auch den Vertrieb übernehmen, woran er gar kein Interesse hat. Inzwischen ist das aber auch alles vertraglich geregelt.
Wie haben Sie „ooohne“ getestet?
Wir haben in unserem Bekanntenkreis viele Menschen, die sich für Nachhaltigkeit interessieren. Denen haben wir das Pulver zum Testen gegeben. Aber darüber hinaus haben wir uns auch an Influencer bei Instagram gewendet. Die denken ja nicht nur für sich, sondern immer auch für ihre Community mit.
Haben Sie etwas dafür gezahlt?
Nein. Ich glaube, es war für viele schon so interessant, direkt an der Produktentwicklung beteiligt zu sein.
Wie finanzieren Sie sich?
Wir bezahlen noch alles aus eigener Tasche. Inzwischen haben wir aber auch eine Crowdfunding-Kampagne auf Startnext, mit der wir die Herstellung finanzieren wollen.
Warum haben Sie sich für Crowdfunding entschieden?
Neben der Finanzierung gibt es viele Vorteile. Wir bauen zum Beispiel unsere Markenbekanntheit aus. Auf Startnext finden sich viele Menschen, die sich für Nachhaltigkeit interessieren und damit zu unserer Zielgruppe gehören. Weitere Vorteile sind der Proof-of-Concept und das Feedback aus der Community
Welche Tipps oder Wünsche haben Sie von Ihren Testern und der Community mitgenommen?
Wir hätten nie gedacht, dass unsere Pappschachtel auf der falschen Seite geöffnet wird. Jetzt gehen wir noch einmal an das Design und machen wahrscheinlich einen Pfeil mit der Aufschrift „Hier öffnen“.
Ist das nötig?
Wir haben uns viel Mühe mit der Verpackung gegeben. Die kann man wie eine Milchverpackung über einen Giebel öffnen und darüber das Pulver in den Spender einfüllen. Außerdem können wir jetzt noch etwas ändern, wenn das Produkt erstmal im Supermarkt im Regal liegt, ist es zu spät.
Wo soll man „ooohne“ später kaufen können?
Wir wollen es überall dort vertreiben, wo die Leute es auch kaufen. Das ist zum einen im Direktvertrieb, aber auch in Unverpacktläden und auch im Supermarkt, schließlich kaufen viele Menschen gerade dort ihr Spülmittel.
Die Fläche im Supermarktregal ist hart umkämpft.
Bio-Supermärkte sind für uns ein guter Anknüpfungspunkt. Da hatten wir bis jetzt auch noch keine großen Schwierigkeiten, Kontakte aufzubauen. Über Instagram sind sogar einige auf uns zugekommen.
Gab es während Ihrer Gründung irgendwann einmal einen Punkt, wo sie alles hinwerfen wollen?
Es gibt immer mal wieder Ups und Downs. Tatsächlich war die Verpackung sehr schwierig. Sie hat uns fast ebenso viel Zeit in Anspruch genommen wie das Pulver. Zum einen sind so kleine Faltschachten selten, es sollen ja nur 72 Gramm Pulver hinein. Dann wollten wir die Laschen, um das Pulver gut in den Pumpspender schütten zu können. Und dann sollte das alles auch noch nachhaltig ohne Polyethylen sein. Das ist nicht so schnell gemacht. Und klar, Corona hat uns die Sache auch nicht besonders einfach gemacht.
Wie regeln Sie das Abfüllen und den Versand?
Für das Abfüllen haben wir einen weiteren Dienstleister gefunden. Den Versand übernimmt eine Behindertenwerkstatt.
Das hört sich so an, als hätten Sie so viel wie möglich ausgelagert.
Wir sind nur zu zweit. Da können wir nicht auch noch abfüllen, verpacken und versenden. Und ich bin auch der Meinung, dass es sich lohnt, dass Aufgaben von den Leuten übernommen werden, die sich damit auskennen.
Wie soll es jetzt weitergehen?
Wir haben unser erstes Funding-Ziel erreicht. Die Kampagne geht noch bis Weihnachten weiter. Dann wollen wir Anfang nächsten Jahres die ersten Produkte in den Supermärkten haben. Wir können uns auch weitere Produkte vorstellen. Nach dem Spülmittel für den Handabwasch vielleicht etwas für die Waschmaschine.
Gibt es einen Plan B, falls es mit „ooohne“ nicht klappen sollte?
Erst einmal konzentrieren wir uns voll auf Plan A. Um Plan B kümmere ich mich dann. Dafür habe ich im Augenblick einfach viel zu viel zu tun.
Hier geht es zur Kampagne von ooohne auf Startnext
Die Stiftung Entrepreneurship wurde 2001 von den Professoren Günter Faltin und Dietrich Winterhager gegründet. Faltin hat das Konzept des Gründens in Komponenten entwickelt. Die Grundannahme dieses Buches liegt darin, dass Gründer schon vorhandene Dienstleister und Dienstleistungen nutzen, um die Basis für ein neues Unternehmen zu legen. Die Grundzüge dieses Konzepts lassen sich sehr gut nachlesen in seinem Buch „Kopf schlägt Kapitel“.
Über den Autor Henning Zander
Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger