Das Gründerinterview mit Maximilian Schulz von MYLOMA: „Jetzt wollen wir wachsen und den Proof of Concept schaffen.“
Es ist nicht einfach, sich noch einmal zu berappeln, wenn eine Idee scheitert. Den Gründern von MYLOMA ist es gelungen. In nur sechs Monaten haben sie aus einem Preisvergleichsportal einen Marktplatz für regionale Dienstleistungen geschaffen. Maximilian Schulz im Gespräch mit Neues aus der Aktentasche über hitzige Team-Diskussionen und die Schwierigkeit, Nagelstudios für die Digitalisierung zu begeistern.
Herr Schulz, Sie haben zusammen mit Ihren Mitgründern einen neuen Marktplatz für regionale Dienstleistungen geschaffen. Über Ihre Plattform MYLOMA kann man Termine beim Friseur, bei Nagelstudios oder Kosmetiksalons vereinbaren. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Die Idee ist aus einer anderen Idee entstanden. Wir hatten im vergangenen Jahr schon eine Plattform für den Preisvergleich bei diesen Dienstleistungen. In den sechs Monaten, in denen dieses Angebot online war, haben wir verschiedene Erfahrungen gemacht und uns entschlossen, mit einem Marktplatz neu zu starten.
Wie kam es dazu, das sie sich von ihrer ursprünglichen Gründungsidee verabschiedet haben?
Bei sinkenden Preisen für Display-Anzeigen ist es sehr schwierig, sich zu finanzieren. Aber noch ein anderes Problem hat sich ergeben: Für die Kunden ist ein Preisvergleich eine tolle Sache. Aber nicht für die Dienstleister selbst. Der Wettbewerb in den Städten ist schon hart genug. Einen darüber hinaus gehenden Preiskampf können sich die wenigsten Anbieter leisten und wollen deshalb nicht auf einer solchen Plattform gelistet werden. Daran hätten wir vielleicht denken können. Wir haben wertvolle Erfahrungen gemacht, die uns jetzt bei unserem neuen Marktplatz helfen.
Wenn man merkt, es funktioniert nicht, ist das eine schwierige Erfahrung. Wie haben Sie es trotzdem geschafft, sich auf die neue Strategie einzulassen?
Natürlich ist es ernüchternd, wenn man merkt, dass das Geschäftsmodell nicht funktioniert. Aber es sind immer noch alle dabei. Wir haben für dieses Projekt unsere sicheren Jobs aufgegeben, um uns voll darauf zu konzentrieren. Unser Team lebt davon, dass wir auch mal hitzig diskutieren. Und es stimmt ja auch: gefühlt ist es 150 Mal schwieriger, einen Marktplatz aufzubauen, als eine Vergleichsplattform. Aber als wir gesehen haben, wie es funktionieren könnte, haben wir nur noch zwei Tage gebraucht, dann stand das Konzept. In sechs Monaten sollte die neue Seite stehen. Und das haben wir auch geschafft.
Wie sind Sie die Finanzierung angegangen?
Unsere erste Idee konnten wir noch komplett aus eigener Tasche bezahlen. Einen Marktplatz aufzubauen, ist aber sehr viel teurer. Wir hatten das Glück einen Business Angel zu finden, der uns in einer sehr frühen Phase unterstützt hat. Auch die Beteiligungsgesellschaft des Landes Hessen ist mit im Boot. Diese Zusammenarbeit ist über das Finanzielle hinaus für uns interessant: Sie schafft bei unseren Kunden Vertrauen. Und zeigt: Es geht auch um die Digitalisierung der Dienstleistungsbranche. Insgesamt liegt das Investitionsvolumen im sechsstelligen Bereich.
Wie wollen Sie mit Ihrer neuen Plattform Geld verdienen?
Für die Buchung eines Termins bekommen wir eine Provision von zehn Prozent des Preises. Sonstige Kosten fallen für die Dienstleister nicht an. Werden mehr Buchungen abgewickelt, ist ein pauschaler Beitrag pro Monat möglich. Damit ist dann auch alles abgegolten.
Fällt es Ihren Kunden leicht, sich von Ihrem Auftragsbuch zu verabschieden und die Terminverwaltung digital zu managen?
Die Umstellung ist schon schwer. Wir versuchen mit unserem Vertrieb Termine vor Ort abzumachen, um unser Konzept besser erklären zu können. Wenn wir einen solchen Termin erreichen, liegt unser Akquiseerfolg dann aber auch bei rund 80 Prozent. Mit besonderen Angeboten versuchen wir, den Kontakt zu jungen Gründern aufzubauen, die noch keinen festen Kundenstamm haben. Für diese Anbieter sind die ersten Monate der Nutzung kostenlos.
Wie muss man sich das System im praktischen Einsatz vorstellen?
Im besten Falle findet die Buchung automatisch statt. Das heißt, die Dienstleister müssen regelmäßig in die Software schauen, welche Termine noch anstehen. Der Dienst kann aber auch als Terminanfrage genutzt werden. Dann bekommen die Unternehmen einen Anruf oder eine SMS und müssen sich innerhalb einer Frist von 20 Minuten zurück melden, ob der Termin zustande kommt oder nicht.
Konnten Sie schon Unternehmen von Ihrer Idee überzeugen?
Wir sind mit 150 Firmen im Rhein-Main-Gebiet gestartet. Das Potenzial auf diesem Gebiet ist groß. Es ist ja nicht nur die Buchung. Über unsere Software können verschiedene Funktionen gewählt werden: Vom klassischen Terminbuch bis hin zur Kundenverwaltung. Jetzt wollen wir wachsen und den Proof of Concept schaffen.
Herr Schulz, vielen Dank für das Gespräch.
Über den Autor Henning Zander
Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger