Lebensläufe mit Ecken und Kanten
Der Kampf mit dem Online-Berwerbungsformular gehört für Arbeitssuchende zum täglichen Geschäft. Selten lassen Unternehmen genügend Raum, um allen Ecken und Kanten des Bewerbers gerecht zu werden. Oft haben Programmierer den standardisierten Betriebswirt im Hinterkopf. Anders kann es nicht zu begründen sein, dass ein großer deutscher Versicherer bei der Kategorie „Universitätsabschluss“ lediglich Bachelor, Master und Diplom zulässt, obwohl die ausgeschriebene Stelle für einen Juristen ausgeschrieben ist. In dieser Fachrichtung gilt immer noch das Staatsexamen. Dass die juristische Ausbildung in zwei Abschnitte, nämlich Studium und Referendariat, unterteilt ist, fällt bei dem zitierten Formular vollends unter den Tisch. Der Bewerber hat die Wahl, das Referendariat als Berufsausbildung oder doch als zweites Studium anzugeben. Weder das eine noch das andere trifft die Realität.
Angemerkt: Es ist ein deutsches Studium in einem Fach, das nicht gerade als Exot gilt. Sollten Unternehmen tatsächlich interessiert an Talenten sein und den drohenden Fachkräftemangel angehen wollen, müssten sie noch einmal tief nachdenken, auf welchen sinnvollen Wegen sie das Internet zur Rekrutierung nutzen wollen. So wie es derzeit gehandhabt wird, bleibt der schale Geschmack, dass die Persönlichkeiten hinter den Lebensläufen ohnehin keine Rolle spielen.
Über den Autor Henning Zander
Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger