Richtig bürokratisch

Elterngeld und Abwrackprämie

Das Elterngeld gehört nicht zu den einfachen Lösungen, mit denen staatliche Mittel bei denjenigen landen, die sie brauchen. Dabei geht es auch anders.

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Klarheit vs. Chaos: Links die Abwrackprämie, rechts das Elterngeld

Ich weiß, dass man ja eigentlich keine Äpfel mit Birnen vergleichen soll, aber in diesem Fall habe ich schon gestutzt: Warum hat das Formular zur Beantragung des Elterngeldes mit Erläuterungen und Unterformularen und weiteren Erläuterungen 15 Seiten, während die im Volksmund so genannten Abwrackprämie (was es meiner Meinung besser trifft, als der von der Bundesregierung eingeführte Begriff „Umweltprämie“) mit drei Seiten auskommt. Und es sind nur drei Seiten, weil hier die Designer mit sehr viel Weißraum rund um die erforderlichen Unterschriften gearbeitet haben.

Mehr Geld, mehr Aufwand?

Ich sehe schon, dass natürlich ein Unterschied darin besteht, dass im Extremfall für ein Kind rund 25.200 Euro Elterngeld gezahlt werden (bei 14 monatiger Dauer zum Höchstsatz von 1800 Euro pro Monat), und dass sich dagegen die 2.500 Euro Abwrackprämie verhältnismäßig niedrig ausnehmen. Da könnte man meinen, dass ein größerer Verwaltungsaufwand von Nöten ist, um sicherzustellen, dass das Geld auch in die richtigen Hände kommt. Doch wie ist es, wenn man die 2.500 Euro Abwrackprämie den Mindestsatz des Elterngeldes gegenüber stellt, 300 Euro pro Monat, 4.200 Euro über die gesamten 14 Monate. Der Unterschied ist dann gar nicht mehr so wahnwitzig groß. Und dennoch hat das Formular für den Elterngeldantrag immer noch 15 Seiten. Wie die auszufüllen sind, wird nur kompliziert bis unverständlich erklärt.

Ein Jahr Einarbeitungszeit

Doch nicht nur Eltern haben damit ihre liebe Mühe. Die beim Jugendamt eingereichten Formulare gleichen im Inhalt und Aufmachung verblüffend denen, die auch bei den Finanzämtern eingereicht werden müssen. Ausgewertet werden sie allerdings von Mitarbeitern der Jugendämter. Dabei erschließen sich viele Details (etwa der Einnahmen/Überschussrechnung) oft nur hochspezialisierten Experten. Eine Berliner Sachbearbeiterin sagte mir, ihr Jugendamt habe rund ein Jahr Einarbeitungszeit gebraucht, um alle Elemente des Elterngeldes zu verstehen. Was soll man dazu sagen? Für viele Menschen ist das Elterngeld eine große Hilfe. Einfach und unbürokratisch ist die Beantragung allerdings nicht. Es wäre schön, wenn sich die Entscheidungsträger in dieser Hinsicht die Abwrackprämie zum Vorbild nehmen würde.

Über den Autor Henning Zander

Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger

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