Homeschooling – Die Grundausstattung
Bis zu den Sommerferien wird es keinen geregelten Schulbetrieb mehr geben. So viel hat die Kultusministerkonferenz der Länder festgestellt. Als Vater kann einem das schon mal die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Denn die Kommunikation mit der Grundschule meines Sohnes lief erst ruckelnd. Nun geht es allerdings Schlag auf Schlag. Im Zentrum des Homeschooling steht eine digitale Lernplattform. Für mich hat sich nun die Frage gestellt: Braucht mein Sohn einen eigenen Rechner? Und wenn ja, worauf muss man da bei einem fast 9-Jährigen achten?
Die Basics fürs Homeschooling: Schreibtisch und Schreibtischstuhl
Zuerst einmal: Ein eigener Arbeitsplatz ist Gold wert. Der Schreibtisch für meinen Sohn, den wir ihm Anfang des Jahres gekauft hatten, hat sich jetzt gleich mehrfach bezahlt gemacht. Obwohl er ja die allermeiste Zeit in unserer Wohnung ist, ist der Schreibtisch für ihn der Ort, an dem während des Homeschoolings „Schule stattfindet“. Ich finde auch, dass der Schreibtisch nicht zu klein sein sollte. Es gibt doch wirklich viele Unterlagen von der Schule und manche Dinge (etwa eine Leserolle) nehmen sehr viel Platz weg. Um da Ordnung zu halten, ist eine nicht zu kleine Arbeitsfläche empfehlenswert.
Wichtig finde ich auch einen bequemen Stuhl, der höhenverstellbar ist und am besten ein bisschen wippt. Auch wenn die Kleinen seltener „Rücken“ haben als wir älteren, auch bei ihnen sollte darauf geachtet werden, dass der Rücken nicht zu sehr strapaziert wird. Die Kids sitzen in Corona-Zeiten (und leider auch vorher immer häufiger) viel zu viel rum. Was das für Erwachsene heißt habe ich in meinem Text „Walking Meeting“ beschrieben.
Aber nun zum Kern des Homeschooling, wenn es nach einigen Experten geht: Die IT. Meine erste These:
Ein älterer Computer reicht fürs Homeschooling völlig aus
Mein Sohn muss jetzt keine Bildbearbeitung machen oder Videos schneiden. Außerdem soll er ja auch keine Spiele auf dem Computer spielen, sondern ihn für das Lernen nutzen. Ich würde deshalb von besonderen Kinder- oder Spielcomputern abraten. Tablet haben wir probiert, aber tatsächlich ist die Schulplattform dafür nicht unbedingt optimiert. Verschiedene Dokumente werden nicht richtig angezeigt. Und tippen lässt sich auf den Dingern auch nicht besonders gut.
Um ehrlich zu sein, reicht ein älterer Laptop oder Desktop-Computer völlig aus. Ich setze mal voraus, dass die auch schon internetfähig sind (andere Modelle sind dann eher fürs Museum, denke ich). Allerdings sollte Windows 10 schon auf dem Rechner laufen können, das ist aus meiner Sicht die sicherste Windows-Version. (In einem anderen Artikel beschreibe ich, wie die Umstellung von Windows Vista auf Windows 10 funktioniert.) Zudem braucht man einen Browser und ein Textverarbeitungsprogramm. Das muss aus meiner Sicht nicht Word sein (um ehrlich zu sein: Word ist alles andere, aber bestimmt kein vernünftiges Textverarbeitungsprogramm). Ich bevorzuge die Open Office Suite. Darüber können auch Word-Dokumente geöffnet und auch als solche abgespeichert werden. Das reicht für die Kids vollkommen aus. Sollte es übrigens doch einmal eine Aufgabe geben, die mit Bildbearbeitung zu tun hat, ist die freie Software GIMP keine schlechte Wahl. Damit kann man schon sehr viel machen.
Sicher Surfen im Netz
Als Browser finde ich Firefox am interessantesten. Als Startseite kann entweder die Seite der Schulplattform oder zum Beispiel auch die Kindersuchmaschine Frag-Finn eingestellt werden. Frag-Finn hat rund 5.000 Seite im Netz gelistet, die sich speziell an Kinder von 6 bis 12 Jahren richten. Frag-Finn kann auch als Standardsuchmaschine angelegt werden. Bei Firefox geht das über die Drei Punkte in der Suchzeile. Draufdrücken und dann ercheint schon die Option „Suchmaschine hinzufügen“. Dann über den Menu-Punkt Extras „Einstellungen“ auswählen und neue Standardsuchmaschine festlegen. Darüber hinaus ist es sinnvoll, Lesezeichen anzulegen für die Seiten, die das Kind nutzen soll.
Kinderkonto unter Windows 10 einrichten
Natürlich kann man sich einen Rechner auch teilen. Dann ist es allerdings wichtig, dass dem Kind ein eigenes Benutzerkonto eingerichtet wird, mit eingeschränkten Rechten und auf die Programm beschränkt, mit dem das Kind arbeiten soll. Wie das für Windows 10 geht, findet ihr hier. Daran finde ich allerdings ein bisschen blöd, dass für das Kind eine E-Mail-Adresse angelegt werden muss. Die Kids brauchen in dem Alter aus meiner Sicht noch keine eigene E-Mail-Adresse, aber das ist nur meine Meinung.
Ein ordentlicher Monitor und ein guter Drucker
Was ich auf jeden Fall empfehlen würde, ist ein großer Monitor mit einer guten Auflösung. Also entweder einen Laptop mit großer Bilddiagonale nutzen oder noch besser einen extra Bildschirm kaufen. Wir nutzen einen Bildschirm von Samsung, 22 Zoll, HD. Der ist völlig ausreichend und mit knapp 100 Euro auch nicht zu teuer. Das Ganze wird ergänzt mit einem guten Drucker. Die Unterlagen der Schule sind oft in Farbe. Ich finde aber, es tut auch ein Schwarz-Weiß-Laser-Drucker. Vom Preisleistungs-Verhältnis hat mich der Xpress SL-M3820ND/XEG überzeugt.
Und jetzt wünsche ich noch: Gute Nerven!
Als Elternteil heißt es dann nur noch: Nerven behalten. Einfach mal den Ball flachhalten, die Kinder machen lassen, auf Fragen antworten, Hilfestellung leisten, aber bitte nicht zu viel Druck machen (ein bisschen Druck muss natürlich manchmal sein). Letztendlich geht die Welt nicht daran zugrunde, wenn das Kind ein paar Wochen später das 1mal1 lernt (oder bei älteren Kinder z.B. Integralrechnung). Aber die richtige Grundausstattung fürs Homeschooling erleichtert dann doch einiges.
Über den Autor Henning Zander
Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger