Karriere

Väter in Deutschland verbringen 37 Minuten pro Tag mit Ihren Kindern

Männer kümmern sich pro Tag lediglich 37 Minuten um ihre Kinder. Dies geht einer Studie der OECD hervor. Nicht berufstätige Väter verbringen im Schnitt 48 Minuten pro Tag mit ihren Kindern. Damit liegen sie immer noch deutlich unter dem Wert von arbeitenden Müttern, die 66 Minuten pro Tag mit ihren Kindern spielen und Zeit verbringen.

Es ist ein Trauerspiel. Auch meine subjektive Erfahrung lässt darauf schließen, dass die Emanzipationsbewegung zu einem sehr großen Teil gescheitert ist. Hier eine kurze Liste meiner Erlebnisse in der vergangenen Woche. Ich passe vormittags auf meinen sieben Monate alten Sohn auf und fahre nachmittags ins Büro, um dort zu arbeiten:

  • Dienstag, 10.00 Uhr, Krabbelgruppe: 15 Mütter, ein Vater.
  • Mittwoch, 9.00 Uhr, Babyschwimmen: Zehn Mütter, ein Vater.
  • Donnerstag, 11.00 Uhr, Café: Sechs Mütter, ein Vater.
  • Freitag, 10.30 Uhr, Park: Fünf Mütter, ein Vater.

Sicher, nicht jeder Mann kann sich seine Arbeitszeit so frei einteilen, dass er den Morgen mit seinem Kind verbringen kann. Als Freiberufler, wie ich es bin, ist man da in einer glücklichen Situation. Doch die Erfahrung zeigt: Die Kindererziehung in Deutschland ist fest in Mütter-Händen. Väter spielen so gut wie keine Rolle. Es bleibt beim alten Bild: Die Frau kümmert sich um Heim und Herd, der Mann macht draußen Karriere. Den Vätern gehören maximal der späte Abend oder das Wochenende. Aber meistens nicht einmal das.

Was sich abspielt, ist aus meiner Sicht ein nationales Desaster. Hierzu nur ein paar Qualifikationen der Mütter, auf die ich in der vergangenen Woche getroffen bin und die ihr Leben fürs erste allein der Kindererziehung gewidment haben:

  • Biotechnologin
  • Mathematikerin
  • Maschinenbauingenieurin
  • Ärztin

Selbst die Leiterin der Krabbelgruppe war eigentlich Bauzeichnerin. Ein hochqualifizierter Teil der Bevölkerung verbringt nahezu ununterbrochen seine Zeit damit, Brei zu kochen, Windeln zu wechseln und Gutzidutzi-Gespräche zu führen. Denn Unterstützung bekommen die Frauen von ihren Männern (s.o.) so gut wie gar nicht.

Es ist ein großer Ärger für mich. Denn all diese ausgebremsten Akademikerinnen suchen sich natürlich nun andere Ziele. Ihr Projekt heißt: Kind. All der eigene Ehrgeiz wird in den Nachwuch gesteckt, mit aller Konsequenz. „Frühkindlicheförderung“ steht über allem – Spaß spielt in diesem Teil der Gesellschaft nur noch eine Nebenrolle.

Deshalb mein Appell an Deutschlands Männer: Nehmt Euch Zeit für Eure Kinder! Überlasst das Feld nicht nur den Frauen! Tut es Euren Kindern und natürlich auch Euren Frauen zuliebe! Es kann nicht sein, dass noch im Jahre 2012 die Rolle der Frau auf das Muttersein reduziert wird. Und es kann nicht sein, dass sich 2012 Männer über ihr Baby wie folgt äußern: „Wenn es nachts schreit, schlafe ich halt wo anders.“

An alle Väter: Seid keine Waschlappen und Warmduscher, steht Euren Mann, erobert die Spielplätze und Babyschwimmkurse! Die Zeit der 37 Minuten muss ein Ende haben! [ftx]

Über den Autor Henning Zander

Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger

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