Bewerbungen ohne Fotos sind immer noch eine Seltenheit
Diskriminierung beim Bewerbungsverfahren fängt meist schon mit den Bewerbungsunterlagen an: Zu alt, zu weiblich, zu fremd, zu schräg, zu dick, zu dünn – auch wenn es kaum einer öffentlich zugeben würde, viele Personaler entscheiden aus dem Bauch heraus beim ersten Blick auf das Bewerbungsfoto, ob der Kandidat in die engere Auswahl kommt.
Was bringen Bewerbungsfotos? Wer verbirgt sich hinter der Maske?
(Foto: Ruth-Rudolph/Pixelio.de)
Die Schwierigkeiten mit dem Bewerbungsfoto sollten eigentlich mit der Einführung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) der Vergangenheit angehören. Derzeit testen fünf renommierte Unternehmen sogar in einem Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) eine vollständig anonymisierte Form der Bewerbung, bei der sogar der Name sowie Angaben zu Alter, Geschlecht und Herkunft fehlen.
Diskriminierung fängt schon bei der Bewerbung an
Doch es scheint sich nur um Ausnahmefälle zu handeln. Nach einer aktuellen Umfrage der Online-Jobbörse stellenanzeigen.de haben die meisten Jobsucher kein Problem damit, ihre Identität schon bei der Bewerbung offen zu legen. 63,5 Prozent der Befragten gaben an, nach wie vor ein Foto bei Ihrer Bewerbung mitliefern zu wollen, da dies für sie zu einer „richtigen Bewerbung“ dazu gehöre. 19,4 Prozent stimmten der These zu „Wer kein Foto verlangt, bekommt auch keins von mir.“ 17,1 Prozent wollten die Entscheidung pro oder contra Bewerbungsfoto vom jeweiligen Job oder Arbeitgeber abhängig machen.
Ein Foto muss sein – trotz Risiken und Nebenwirkungen
Interessant ist aus meiner Sicht, wie offen die Bewerber schon von sich aus sind – quasi als Form des vorauseilenden Gehorsams. Obwohl die Risiken bekannt sind, entscheiden sich fast Zweidrittel für das Foto – selbst dann, wenn es vom zukünftigen Arbeitgeber nicht ausdrücklich gefordert wird. Interessant wäre es, zu erfahren, wie Bewerbungen ohne Foto gegenüber Bewerbungen mit Foto abschneiden. Mir sind zumindest diese photogeshopten Hochglanzbilder ein Graus, schließlich bilden sie alles andere als die Wirklichkeit ab. Und wer an einen wirklich schlechten Fotographen geraten ist, hat ohnehin verloren. Dann lieber doch ein interessantes Anschreiben mit orginellen Ansätzen. Denn das Schriftliche bleibt bei der Betonung auf das Visuelle leider viel zu häufig auf der Strecke. (ftx)
Über den Autor Henning Zander
Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger
Danke für die Tipps, ist ziemlich hilfreich gewesen.