Ist die Cebit als Messe das, was Karstadt als Kaufhaus ist?
Es waren ja diverse Klagen zu hören, dass die Cebit auch nicht mehr das ist, was sie mal war. Ich konnte mir ja letzte Woche auch mal ein Bild machen. In manchen Hallen herrschte tatsächlich gähnende Leere. Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, wo eigentlich auf diesem ganzen Messegelände die Geschäfte gemacht werden.
Und noch ein Shooter
Also bei Intel vermutlich nicht. Der Chiphersteller hat mehr als Ausrichter einer internationalen Spiele-Meisterschaft (Quake, World of Warcraft etc.) geglänzt. Ist das das richtige Umfeld für Deals? Gut, hat sich wahrscheinlich an die ganzen Privatpersonen gerichtet, die auf der Cebit Zerstreuung suchten und Tüten mit Gadgets abstauben wollten. Aber ganz ehrlich: Bei Saturn gibt es von beidem mehr. Und ist es unter Umständen auch voller.
Mit einem Freund habe ich also das Cebit-Problem durchdiskutiert. Wir haben folgende These aufgestellt: Die Cebit ist als Messe das, was Karstadt als Kaufhaus ist. Von allem etwas aber nichts richtig. Echte Neuheiten werden eher nicht vorgestellt. Das machen die großen Konzerne auf ihren Hausmessen. Ist also in dem Sinne auch keine richtige Leistungsshow. Fundierte Informationen für ein Fachpublikum? Tut mir Leid, aber dabei stören die anderen Besucher wirklich. Kontaktpflege? Naja, schon. Es sind ja auch noch immer einige Unternehmen mit Ständen vor Ort. Viele haben sich aber auch mit reinen Werbebudchen begnügt. Und was soll ich denn bitte schön von Googles Streetview Aktion halten? Mädchen in Overalls bemalen Autos und bekleckern sich mit Farbe…
Ich war auch schon auf dem Barcamp im vergangenen Jahr in Hannover. Da war insgesamt eine viel größere Aufbruchstimmung zu spüren, als sie bei der Cebit verbreitet wurde. Das hätte ich mir eigentlich von der größten Computermesse der Welt erwartet. Stattdessen Mittelmaß. Ok, aber ob es reicht? (ftx)
Über den Autor Henning Zander
Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger