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Frank-Walter und die Welt von Morgen – Der Deutschland-Plan jetzt als PDF

Frank-Walter Steinmeier hat nun seinen Deutschland-Plan veröffentlicht. Als PDF kann der Text nun auch von seiner Homepage heruntergeladen werden. Nach einer kurzen Durchsicht der 52 Seiten stellen sich immer noch einige Fragen.

1. Wie soll selbst mit 4 000 000 neuen Arbeitsplätzen bis 2020 Vollbeschäftigung hergestellt werden, wenn schon heute fast 5 000 000 Menschen keine Job haben. Auf diese Zahl nämlich kommt man, wenn man neben den offiziell gezählten Arbeitslosen (3,462 Millionen) auch diejenigen mit in die Statistik einbezieht, die in Weiterbildungsmaßnahmen stecken oder als Kurzarbeiter definitiv nichts zu tun haben. Nach Schätzungen beläuft sich deren Zahl schon auf rund 1,8 Millionen. Und wie ernst kann man den Begriff Vollbeschäftigung überhaupt nehmen, wenn manche diesen Zustand schon bei einer Arbeitslosenquote von drei bis vier Prozent annehmen?

2. Hat Frank-Walter Steinmeier in den vergangenen, sagen wir mal zehn Jahren, keine Zeitung gelesen? Nur ein paar Erkenntnisse, die eigentlich inzwischen Allgemeingut geworden sein sollten (allerdings nicht bei der SPD):

Deutschland hat im internationalen Vergleich zu wenig Akademiker. Gleichzeitig lassen Studiengebühren und die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge, die eine Berufstätigkeit neben dem Studium ausschließen, immer mehr Abiturienten vor dem Universitätsbesuch zurückschrecken.

Dabei ist Bildung das A und O eines erfolgreichen Berufslebens. Aus der Frankfurter Rundschau vom 21. Juli 2007:

Im Mai hatten fast 27 Prozent aller Arbeitslosen unter 25 Jahren keinen Schulabschluss, fast 55 Prozent aller Hartz-IV-Empfänger waren ohne Berufsabschluss. „Ungelernte haben ein fünfmal höheres Risiko, arbeitslos zu werden, als Arbeitnehmer mit Berufsausbildung“, klagt der DGB.

Und dennoch will uns nun Frank-Walter Steinmeier mit seinem Deutschland-Plan (S. 5)  folgendes als seine Zukunftsvision 2020 weismachen:

Insbesondere in der Produktion und im Gesundheitswesen entstehen Arbeitsplätze für Menschen ohne Abitur oder Studienabschluss. Gute Perspektiven bekommen auch die etwa eine Million Menschen, die heute als „stille Reserve“ gar nicht als Arbeit suchend gemeldet sind. Wir werden sie alle brauchen.

Das ist jetzt mal auf eine mannigfaltige Weise schlichter Humbug:

  • Sollte die Nachfrage nach Arbeitskräften in der Produktion wieder ansteigen, werden vor allem Facharbeiter gesucht. Deren Jobs haben inzwischen oft ein nahezu akademisches Niveau erreicht (z.B. Mechatroniker). Selbst mit Realschulabschluss wird hier die Bewerbung auf einen Ausbildungsplatz schon sehr schwierig. Ohne Ausbildung ist es gelinde gesagt aussichtslos. Und dennoch soll das Job-Wunder des Frank-Walter auch die Ungelernten mit einschließen.
  • Auch in der Gesundheitsbranche sind die Anforderungen an die Mitarbeiter immens gewachsen. Für viele Pflegeberufe ist schon per Gesetz vorgeschrieben, dass mindestens die Mittlere Reife als Schulabschluss vorliegen muss. Immer öfter entscheiden sich Arbeitgeber sogar für Abiturienten. Für Geringqualifizierte ergeben sich dadurch in der Gesundheitsbranche keine Jobs.
  • Und nur mal so: Hat sich Frank-Walter schon mal in eine Schule begeben und dort den 16jährigen Jungs erzählt, sie könnten ja als Altenpfleger arbeiten? Wie würde die Reaktion aussehen? Mal ganz ehrlich – und das soll keine Herabwürdigung des Berufsstandes darstellen, der eine unglaublich anstrengende und wichtige Arbeit für die Allgemeinheit leistet – wie viele junge Männer, von, sagen wir mal 100, würden tatsächlich sagen, dass sie in die Pflege gehen?

Das mit dem Job-Wunder muss irgendwie anders klappen. Rezepte habe ich auch nicht. Aber so wird das in diesem Wahlkampf nichts mit der SPD. (ftx)

Über den Autor Henning Zander

Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger

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