Richtig Feedback geben
Ich kann mich noch an eine Situation erinnern, in der eine Dozentin während meiner Ausbildung uns das Prinzip der Sandwich-Kritik vorstellte. Leider fiel ihr Vortrag bei uns nicht auf fruchtbaren Boden: Anstatt ihre Regeln ernst zu nehmen, machten wir uns über die Methode lustig. Feedback hörte sich dann ungefähr so an: „Du bist ein netter Kerl: Dein Text ist vielleicht Mist, aber das macht nichts. Du bist ja noch jung. Und an der Pommes-Bude suchen sie noch einen Verkäufer.“
Ich glaube, auf diese Art und Weise haben wir so ziemlich alles verkehrt gemacht, was es beim Thema Feedback zubeachten gibt. Aber uns kam diese Gesprächskultur zu weich vor. Als ich versuchte, bei meiner Recherche zum Thema „Richtig Feedback geben“ dieses Gefühl einem Managementtrainer zu vermitteln, kam ihm das bekannt vor. „Bei uns in Deutschland gilt immer noch, kein Anpfiff ist Lob genug“, sagte er.
Ich muss sagen, inzwischen bin ich zumindest zum Teil bekehrt. Ich finde zwar immer noch direkte Kritik deutlich angenehmer, als wenn ich sie erst intensiv zwischen den Zeilen lesen muss. Aber mit ein paar Regeln zur Gesprächskultur kommt man doch deutlich weiter. Sehr schön hat diese Regeln Monika Setzwein, Geschäftsführende Gesellschafterin der Setzwein IT Management GmbH, in ihrem Blog zusammen gefasst. Zum Lesen kann ich das nur weiterempfehlen. (ftx)
Über den Autor Henning Zander
Henning Zander ist Wirtschaftsjournalist und externer Datenschutzbeauftragter (TÜV). Er arbeitet u.a. für FOCUS-Business, Legal Tribune Online und das Anwaltsblatt. Er ist Autor des Buches Startup für Einsteiger
Die Art und Weise, wie man ein Feedback gibt, hat sehr viel mit der Firmenkultur zu tun. Bei uns hat sich (auch wenn nicht ganz neu) der Kaizen-Ansatz durchgesetzt. Das führt dazu, dass nicht jede Kritik in einem Feedback persönlich genommen wird, sondern als Verbesserung des Ganzen. In Deutschland word nämlich oft Kritik an der Sache mit persönlicher Abneigung verwechselt.
Hallo Mark, ich denke, dass Du das Thema auf den Punkt bringst. Es ist allerdings auch nicht immer ganz einfach, sich nicht angegriffen zu fühlen, wenn der Gegenüber wesentliche Gesprächsregeln nicht beherrscht. Wie Du schon sagst, so etwas muss in der Firma schon verankert sein.
Der Managementtrainer, mit dem ich gesprochen hatte, meinte übrigens, dass es in vielen Ländern noch schwieriger ist, gegenseitig konstrutiv Kritik zu äußern, als in Deutschland. Gerade dann, wenn es um Länder mit einer Konsenskultur geht. Er nannte als Beispiel Dänemark, wo seine Frau derzeit arbeitet. Aus Höflichkeit wird dort auch zu den dööfsten Fehlern der Kollegen geschwiegen. Seine Frau, die als Deutsche nicht perfekt Dänisch spricht, musste sich mit kleinen Spielen helfen, um Feedback für Präsentationen zu bekommen („Für jeden Fehler, den Du findest, kannst Du Dir ein Bonbon aus der Tüte nehmen.“)
Deinen Hinweis auf das Kaizen finde ich übrigens sehr spannend. Für die Leser, die noch nichts von diesem Managementansatz gehört haben: Kaizen (Kai=Veränderung; ZEN = zum Besseren) ist eine japanische Philosophie, nach der in einem Unternehmen die kontinuierliche Verbesserung in allen Bereichen unter Einbeziehung aller Mitarbeiter – Geschäftsleitung, Führungskräfte und Arbeiter, anzustreben ist. Das Konzept wird sehr schön anschaulich bei 4Managers beschrieben.